Ein Guter ließ sich einst von einem Bösen schmähn. Er trug es still und sprach: "Mög' es dir glücklich gehn! Viel schlimmer bin ich noch, als du es ausgesprochen denn besser ja als du weiß ich, was ich verbrochen."
Es hat der frech Beleidigte den Nachteil, daß die Tat ihm die Besinnung selbst der Rache raubt und daß in seiner eignen Brust ein Freund des Feindes aufsteht wider ihn, die Wut. (Eustache)
Die große Mehrzahl der Menschen geht vom Zorn zur Beleidigung über. Manche aber verfahren anders: Sie beleidigen, und dann erst erzürnen sie sich. Die überraschung, die dieses Verfahren jedesmal hervorbringt, läßt in uns das Vergeltungsgefühl gar nicht aufkommen.
Es gibt kein sichereres Merkmal der Größe, als kränkende oder beleidigende äußerungen unbeachtet hingehen zu lassen, indem man sie eben wie unzählige andere Irrtümer der schwachen Erkenntnis des Redenden ohne weiteres zuschreibt und sie daher bloß wahrnimmt, ohne sie zu empfinden.
Kränkungen der Menschen muß man betrachten, als ob sie nicht (wie sie eigentlich auch ja nur selten sind) von ihrem Willen abhängig wären. Dann werden sie gar nicht oder doch nur halb verletzen. Die Natur verletzt nie.
Selbst der entschlossene Mann hat es nicht in seiner Gewalt, jede Beleidigung von sich fernzuhalten. Soviel aber vermag er: Verhindern, daß man sich lange rühme, ihn beleidigt zu haben.