Was ist Leben? Ein Schatten, der vorüberstreicht! Ein armer Gaukler, der seine Stunde lang sich auf der Bühne zerquält und tobt dann hört man ihn nicht mehr. (Macbeth)
Leicht zu leben ohne Leichtsinn, heiter zu sein ohne Ausgelassenheit, Mut zu haben ohne übermut, Vertrauen und freudige Hingabe zu zeigen ohne Fatalismus - das ist die Kunst des Lebens.
Benimm dich im Leben wie bei einem Gastmahl. Eine Speise wird herumgetragen und gelangt zu dir: Du langst dir zu und nimmst mit Anstand davon. Sie wird vorübergetragen: Du hältst sie nicht zurück. Sie ist noch nicht an dich gekommen: Du unterdrückst dein Verlangen und wartest ruhig, bis sie an dich kommt. So mache es deinen Kindern, deinem Weibe, Ehrenstellen und Reichtümern gegenüber, und du wirst ein Tischgenosse der Götter sein.
Als du auf die Welt kamst, weintest du, und um dich herum freuten sich alle. Lebe so, daß, wenn du die Welt verläßt, alle weinen und du allein lächelst!
Es gibt für den Menschen nur drei Ereignisse: Geboren werden, leben und sterben. Aber er merkt nicht, wenn er geboren wird. Er leidet, wenn er stirbt. Und er vergißt zu leben.
Warum nun wieder erblickt man in der Jugend das Leben, welches man noch vor sich hat, so unabsehbar lang? Weil man Platz haben muß für die grenzenlosen Hoffnungen, mit denen man es bevölkert.
Warum nun aber erblickt man im Alter das Leben, welches man hinter sich hat, so kurz? Weil man es für so kurz hält, wie die Erinnerung desselben ist. Aus dieser nämlich ist alles Unbedeutende und viel Unangenehmes herausgefallen, daher wenig übrig geblieben.
Das Leben des Menschen ist von einer bejammernswerten Kürze. Man rechnet es zwar vom ersten Eintritt in die Welt, aber ich für meinen Teil möchte es doch erst von da ab rechnen, wo die Vernunft hervortritt und man durch die Vernunft in Bewegung gesetzt wird, und das geschieht in der Regel nicht früher als mit zwanzig Jahren.
Im Glück nicht stolz sein und im Leid nicht zagen, das Unvermeidliche mit Würde tragen, das Rechte tun, an Schönem sich erfreuen, das Leben lieben und den Tod nicht scheuen und fest an Gott und bessere Zukunft glauben, heißt leben.
Das Leben ist weder ein Vergnügen noch ein Schmerz, sondern eine ernste Angelegenheit, mit welcher wir beauftragt sind und die wir zu unserer Ehre führen und vollenden müssen.