Man wirft den Menschen immer vor, daß sie ihre Mängel nicht erkennen. Noch weniger aber kennen sie ihre Stärken. Sie sind wie das Erdreich. In vielen Grundstücken sind Schätze verborgen, aber der Besitzer weiß nichts von ihnen.
Gerade das aber ist ein Beweis dafür, daß wir auf dem Weg der Besserung sind, wenn wir unsere Fehler, von denen wir bisher nichts wußten, klar erkennen. Manche Kranke beglückwünscht man, wenn sie anfangen, sich krank zu fühlen.
Ob ich gleich selbst am besten wissen muß, wo in meinem Stall die Zäume hängen, so ist es doch immer sehr interessant, sich mit einem verständigen und einsichtsvollen Manne über sich selbst zu unterhalten.
Sie loben mich und machen einen Esel aus mir. Meine Feinde hingegen sagen mir grade heraus, daß ich ein Esel bin: Also nehme ich durch meine Feinde in der Selbsterkenntnis zu, und durch meine Freunde werde ich hintergangen. (Narr)
Es ist wohl angenehm, sich mit sich selbst beschäftigen, wenn es nur so nützlich wäre. Inwendig lernt kein Mensch sein Innerstes erkennen denn er mißt nach eignem Maß sich bald zu klein und leider oft zu groß. Der Mensch erkennt sich nur im Menschen, nur das Leben lehret jeden, was er sei. (Antonio)
Wie kann man sich selbst kennenlernen? Durch Betrachten niemals, wohl aber durch Handeln. Versuche, deine Pflicht zu tun, und du weißt gleich, was an dir ist!
Erkenne dich! Was soll das heißen? Es heißt: Sei nur und sei auch nicht! Es ist eben einen Spruch der lieben Weisen, der sich in der Kürze widerspricht.
Hierbei bekenne ich, daß mir von jeher die große und so bedeutend klingende Aufgabe "Erkenne Dich selbst" immer verdächtig vorkam, als eine List geheim verbündeter Priester, die den Menschen durch unerreichbare Forderungen verwirren und von der Tätigkeit gegen die Außenwelt zu einer innern falschen Beschaulichkeit verleiten wollten.