e-erinnerung

Etwas vergessen kann heißen: Es verlieren. Aber auch: Es so völlig sich aneignen, daß es mit dem eigenen Sein ununterscheidbar eins wird.

Ob du's im Tagebuch anmerkst? Handle! War es was Böses, fühl' es, o Freund, und vergiß! Gutes? Vergiß es noch ehr!

Ein gutes Gedächtnis ist ein Fluch, der einem Segen ähnlich sieht.

Wenn ich nach einigen Jahren eine Person wiedersah, die ich jung gekannt hatte, kam es mir beim ersten Blick immer so vor, als begegnete ich jemand, der irgendein großes Unglück erlitten hätte.

Das Gedächtnis des Menschen ist das Vermögen, den Bedürfnissen der Gegenwart entsprechend die Vergangenheit umzudeuten.

Seltsam ist es, daß wir in schlimmen Tagen uns die vergangenen glücklichen sehr lebhaft vergegenwärtigen können, hingegen in guten Tagen die schlimmen nur sehr unvollkommen.

Ehe man das Gedächtnis eines Menschen rühmt, sollte man feststellen, was dieses Gedächtnis zu behalten pflegt.

Man erzählt von Hallern, daß, als er einmal eine Treppe herunter und auf den Kopf gefallen war, er sogleich, nachdem er aufgestanden, sich die Namen der chinesischen Kaiser nach der Reihe hergesagt, um zu versuchen, ob sein Gedächtnis gelitten habe.

Eine Parfümflasche ist zerbrochen, das gute Laken hat einen grünlichen Fleck ein Geruch steigt auf, und jetzt erinnert sich die Nase. Die hat das beste Gedächtnis von allen! Sie bewahrt Tage auf und ganze Lebenszeiten. Personen, Strandbilder, Lieder, Verse, an die du nie mehr gedacht hast, sind auf einmal da.

Wer kann aber auf sein vergangenes Leben zurückblicken, ohne gewissermaßen irre zu werden, da er meistens finden wird, daß sein Wollen richtig, sein Tun falsch, sein Begehren tadelhaft und sein Erlangen dennoch erwünscht gewesen?

Wir hören gerne das Lob dessen, was uns verlorenging. Sonderbar, indem es uns das Gefühl des Verlustes steigert, tröstet es uns.

Erinnerung heißt die Kunst, einmal Genossenes nicht nur festzuhalten, sondern es immer reiner auszuformen.

Nichts ruft die Erinnerungen an die Vergangenheit so lebhaft wach, wie die Musik.

Mancher wird nur deshalb kein Denker, weil sein Gedächtnis zu gut ist.

Die Erfahrung lehrt vielmehr, daß die Leute von gutem Gedächtnis gerne ein wenig schwach von Verstande sind.

Das Gedächtnis mancher Menschen ist wie ein Sieb, weil ihre Gedanken nicht groß genug sind, um darin haften zu bleiben.

Wer viel denkt, und zwar sachlich denkt, vergißt leicht seine eigenen Erlebnisse, aber nicht so die Gedanken, welche durch jene hervorgerufen wurden.

Das Gedächtnis nimmt ab, wenn man es nicht übt.

Jede Frau wird das Andenken des Mannes bewahren, der sie heiraten wollte, jeder Mann das Andenken der Frau, die es nicht tat.

Die Erinnerung steht immer dem Herzen zu Diensten.

Gedächtnis haben kalte Seelen, die fühlenden Erinnerung.

Das Rechte, das ich viel getan, das ficht mich nun nicht weiter an, aber das Falsche, das mir entschlüpft, wie ein Gespenst mir vor Augen hüpft.

Kein größerer Schmerz, als sich erinnern glücklich heiterer Zeit im Unglück.

Welche Wohltat der Natur, daß die Erinnerung an überstandene Leiden denselben Genuß gewährt - und vielleicht einen größeren - als die Erinnerung an Freuden der Vergangenheit.

Von erloschenen Sternen fällt der Strahl immer noch wie einst auf Berg und Tal. Und so leuchten mir noch aus der Ferne meiner Jugend längst erlosch'nen Sterne.

Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.

Oft sind Erinnerungen ganz vortreffliche Balancierstäbe, mit welchen man sich über die schlimme Gegenwart hinwegsetzen kann.

Bedenke, daß der erste Grundsatz aller Lebensweisheit und ökonomie ist, jede gute Stunde an einem luftigen und trockenen Orte vorsorglich sicherzustellen, auf daß man sie habe und sie sofort vom Brett herunternehmen könne, wenn einmal die Zeiten teuer und die frischen Gemüse rar werden sollten.

Holde Vergessenheit du und du, des Guten Erinnerung, liebliche Schwestern, o macht beide das Leben mir süß! Du verdunkle das Böse mit deinem umhüllenden Schleier, du erneure das Glück mir mit verdoppelter Lust!